Interview vom 20.08.2018

Belectric will eigene Projektentwicklung stärken


  • Interview CEO Ingo Alphéus


Essen (energate) - Mit der Konzernmutter innogy im Rücken will der Solarprojektierer BELECTRIC die eigene Projektentwicklung ausbauen. "Wir wollen künftig nicht nur Solarparks im Auftrag Dritter bauen, sondern auch wieder vermehrt selbst Projekte entwickeln, um die eigenen Technologien der BELECTRIC verstärkt einzusetzen", sagte Ingo Alphéus, CEO der innogy-Tochter BELECTRIC , im Gespräch mit energate. Da die Margen im Anlagenbau stark unter Druck geraten seien, sei es umso wichtiger, möglichst früh in der Wertschöpfungskette einzusteigen und technologische Kostensenkungspotenziale zu erschließen. Alphéus verwies darauf, dass BELECTRIC die gesamte Projektentwicklung in früheren Jahren schon im größeren Maßstab betrieben habe. "Das war sicherlich eine der wichtigsten Stärken der BELECTRIC , bevor der deutsche Markt dann einbrach" , blickte er zurück.

Flächenverfügbarkeit ist "Killer-Faktor"
Dabei hat BELECTRIC auch den heimischen Markt verstärkt im Fokus. "Momentan spielt für uns die Musik hauptsächlich im Ausland", räumte Alphéus ein. Aber durch die im Koalitionsvertrag angekündigten Sonderausschreibungen könne Deutschland wieder zu einem spannenden Markt werden. Zugleich forderte er, die Flächenrestriktionen im Ausschreibungsdesign zu lockern. "Mit den bestehenden Deckelungen bringen auch Sonderausschreibungen wenig. Es gibt einfach zu wenige wirtschaftliche Projekte, um die avisierten Größenordnungen auch nur annähernd zu erreichen", sagte Alphéus. Inzwischen sei die Verfügbarkeit von bezahlbaren Flächen zum "Killer-Faktor" für neue Projekte geworden. "Die Solarbranche hat in den letzten Ausschreibungsrunden mit Preisen von unter fünf Cent gezeigt, dass sie ihre Hausaufgaben auf der Kostenseite gemacht hat", so Alphéus. "Das sollte jetzt auch die Politik anerkennen und mit einem entsprechenden Flächenangebot an die Branche reagieren."  Einen Wachstumsschub erhofft sich Alphéus zudem durch die engere Zusammenarbeit mit der Konzernmutter. So hatte innogy in jüngster Vergangenheit große Projektportfolien in Australien und den USA erworben. Mit dem Bau beauftragt der Konzern dabei in der Regel seine Solartochter als EPC-Dienstleister. innogy hat sich selbst zum Ziel gesetzt, im kommenden Jahr 1.000 MW zuzubauen. "Allein aus der Zusammenarbeit mit innogy als bevorzugter Full-Service-Anlagenbauer und Betreiber werden wir überdurchschnittlich wachsen", gibt sich Alphéus zuversichtlich.

Noch keine Euphorie im Speichermarkt
Aufmerksam verfolgt Alphéus zudem den Markt für Batteriespeicher, die BELECTRIC auch installiert und betreibt. "Das netzverträgliche Wachstum von Solar und anderen Erneuerbaren ist überall auf der Welt ein Thema - hier spielen Speicher eine ausgleichende Rolle und werden von immer mehr Netzbetreibern akzeptiert", beobachtet er. "Gleichzeitig denken immer mehr Industriekunden über Großspeicher nach, um Lastspitzen besser zu managen und dadurch Kosten zu sparen." Auch bei Hybridlösungen zusammen mit Solar-, Windenergie oder Dieselgeneratoren wachse die Nachfrage. BELECTRIC habe bereits rund 100 MW an Großbatterien für europäische Kunden realisiert. Für Euphorie sei es aber zu früh, "weil viele Projekte für unsere Kunden heute noch wirtschaftlich herausfordernd sind".  Bei der geplanten Zerschlagung von innogy, auf die sich die beiden Konzerne RWE und Eon verständigt haben, wird BELECTRIC dem RWE-Konzern zugeordnet. /rb

energate Messenger vom 15.08.2018
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